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Inhaltsverzeichnis:
1. (0000)
2. Auf Beutejagd (2002)
3. Die Stereo-Verseuchung (2002)
4. Der Ohrenmensch (2003)
5. Herbe Litschi-Kanten (2003)
6. Ministeriale Hör-Arbeit (2003)
7. Schöner hören (2003)
8. Das sentimentalische Hören (2004)
9. Das kannibalische Hören (2004)
10. Das Unter-Wasser-Hören (2004)
11. Das therapeutische Hören (2004)
12. Embryo-Träume (2005)
13. Mars macht mobil (2005)
14. Herr Schall (2005)
15. Hören darf nicht stören (2005)
16. Avantgarde entdecken (2006)
17. Die Grammatik des Buchhörens (2006)
18. Schlafen mit Musik (2007)

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Vom Hören (10)

Wir hören dank so schöner Heimwerkzeuge wie Trommelfell, Hammer, Amboss, Steigbügel, Vestibulum, Bogengängen und Schnecke. Doch mit der technischen Beschreibung ist nur wenig gesagt. Die Hör-Information landet nämlich direkt hinterm Schläfenbein, dort, wo die meisten Menschen ihren emotionalen Hirnlappen haben. Das heißt: Musikhören ist nicht nur ein akustisches, sondern auch ein psychosomatisches Phänomen. Schon Schopenhauer stellte fest, dass die Musik "auf den Willen, d.i. die Gefühle, Leidenschaften und Affekte des Hörers, unmittelbar einwirkt, so dass sie dieselben schnell erhöht oder auch umstimmt." Was Musik dabei Schreckliches auslösen kann, hat Thomas Mann warnend beschrieben: Seitensprünge, Ejakulationen, Todessehnsüchte. Vorsicht: Nach jüngsten Studien erhöht Wagners Walkürenritt das Unfallrisiko beim Autofahren, während Countrymusik die Suizidrate anhebt.

Das therapeutische Hören

In den fachkundigen Händen von Dr. Sound kann Musik natürlich auch Gutes tun. Schon im alten Griechenland wurde an den Kultstätten des Asklepios die heilende Wirkung der Klänge genutzt. Heute weiß man, dass Musik auch bei Tieren und Pflanzen die Gefühle, Leidenschaften und Affekte erhöht oder umstimmt. So gaben 180 Milchkühe im Stallversuch zu Protokoll, dass sie sich bei der "Kleinen Nachtmusik" viel wohler fühlen als beim Volksmusik-Hit "Herzilein". Entsprechend steigerten sie bei Mozart-Beschallung ihre Milchproduktion – und diese allein ist es, die den utilitaristischen Kuhforscher interessiert. In Colorado hat man in den 1960er-Jahren die musikalischen Vorlieben der Pflanzen erforscht und stellte fest, dass sie "La Paloma", Steeldrums und Rockmusik ablehnen und dann prompt in den Wachstums-Streik treten. Bei "La Paloma" und Steeldrums ist das kein Wunder. Aber hätte es damals schon Metallica, Alice In Chains oder Nickelback gegeben, hätten unsere grünen Freunde ihre Meinung über Rockmusik sicherlich geändert. Sie wären gleich eingegangen.

Das musikalische Therapieren von Menschen hat inzwischen ungeahnte Entwicklungshöhen erreicht. Hier und nirgendwo sonst finden die Klang-Innovationen des 21. Jahrhunderts statt, werden die aktuellen Vibrations-Trends gemacht und die Hör-Instrumente der Zukunft geboren. Zum Beispiel die Klangwoge, eine ergonomisch designte Wippliege auf einem Resonanz-Röhren-Set, an jede Musikanlage anzuschließen. Oder die "Sinneswand Hören" mit drehbarem Rainmaker, Rührtrommel und Dosentelefon. Dann der Regenbogen-Klangturm mit Luftpumpe, das Wooferboard mit elektrodynamischem Schwinger, der Klangigel mit Regentropfen-Sinfonie, das Nackenmassage-Gerät mit zuschaltbarer Klangkulisse "Kalifornische Küste", die Welleneffekt-Trommel, die Brandungsscheibe, der Soundstepper, der Boomwhacker, die Schall-Lichtwand, der Musiksessel, das Musikbett, der Musiksack, der Musiksitzsack, der Musikwassersitzsack, der Musikwassersitzsesselboomwhackerwogenstepper.

Als Rolls-Royce unter den Hör-, Fühl- und Wohlfühl-Therapie-Limousinen gilt die Thermo-Spa-Concerto – eine Wellness-Funktionsliege, die gleichzeitig als Trockenbadewanne und als algen- und schlammresistenter Lautspecher dient. Mit Touchtronic-Taster, Mikromassage in Atemfrequenzschwingung, intelligenten Touchscreen-Piktogrammen, serienmäßigem Wohlfühlmodus, Nachtabsenkung und Notrufeinrichtung. Lieferung unfrei ab Werk für schlappe 13.589,-- Euro. Gute Besserung!

© 2004, 2008 Hans-Jürgen Schaal

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