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Galerie der Großen (27)

Carmine Caruso
(geb. 2. November 1904 in New York,
gest. 26. Mai 1987 in New York)

(2006)

Von Hans-Jürgen Schaal

Instrument:
Alt- und Tenorsaxofon

Hauptleistung:
Trainiert Hunderte von Trompetern

Ehrennamen:
Guru, Genie, Nothelfer

Anfänge:
Beweist schon mit 4 Jahren absolutes Gehör. Ein Wunderkind an Klavier und Violine

Musikprofi:
Lernt mit 17 Saxofon und spielt bis 1941 in Big Bands

Zweite Karriere:
Beginnt 1942 zu unterrichten. Im ersten Jahr hat er 40 Schüler. Der erste: der Jazztrompeter Lou Oles

Studio:
Manhattan, 112. Straße, später im alten Büro seines Bruders, 46. Straße, beim Times Square

Aha-Erlebnis:
Besuch in den Ford-Werken in Detroit. Caruso erkennt: Für die Bedienung der großen Dampfpresse braucht man exaktes Timing und exakte Reflexe

Lehrstrategie:
Lehrt nicht Musik, sondern Fitness: den konditionierten Muskelreflex. Der Körper muss präzise und ohne Anstrengung funktionieren und dem Spieler das Nachdenken abnehmen

Methode:
Keine. Denn jeder Schüler ist anders

Der Psychologe:
Befreit den Schüler von Angst und Verantwortung. Wenn etwas nicht klappt, ist es die Schuld des Lehrers

Erscheinung:
Vollbart, T-Shirt, kurze Khakihosen, Sandalen. „Als wäre er der Hausmeister.“ Trägt Ohrenschützer beim Unterricht

Charakter:
Geduldig, exakt, freundlich, interessiert. „Als wäre Buddha reinkarniert in einem alten italienischen Musiklehrer.“

Zielpublikum:
Nicht nur Trompeter, auch Hornisten, Posaunisten, Holzbläser, Flötisten, Geiger, Sänger. Entwickelt seine Übungen ursprünglich fürs Saxofon, spielt selbst keine Trompete

Schüler:
Von Anfängern bis zu erfahrenen Profis wie Herb Alpert, Ray Anderson, Michael Brecker, Randy Brecker, Dave Douglas, Al Porcino, Lew Soloff, Markus Stockhausen u.v.a.

Erste Übung:
The Six Notes

Grundregeln für seine Übungen:
Wippen mit dem Fuß (für exaktes Timing, im Kopf in 16tel unterteilen), Mundstück immer an den Lippen lassen (Muskelspannung aufrechterhalten), gleichmäßiger Luftstrom, Atmung durch die Nase

Der Zen-Meister:
Jede Lektion ist ein Dialog. Caruso stellt das Problematisieren in Frage, lehrt die Konzentration aufs Einfache, spricht gerne in Metaphern und Parabeln. Empfiehlt das Buch „Zen in der Kunst des Bogenschießens“

Lehrer-Mantras:
„Der Körper findet einen Weg.“
„Nicht nachdenken.“
„Wir reden nicht über das Instrument, wir reden über dich.“
„Es ist ein Blasinstrument, du musst es blasen.“
„Meine Übungen haben nichts mit Musik zu tun, es ist ganz sterile Gymnastik.“
„Wenn sich das Mundstück als Ergebnis meiner Übungen irgendwohin ins Gesicht schiebt, lass es geschehen.“

Schüler-Zitate:
„Ein Geschenk“ (Markus Stockhausen). „Carmine rettete mein Leben“ (Charles Raymond). „Ein Lehrgenie. Er kam aus einem anderen Universum“ (Sam Burtis). „Er machte meine Karriere möglich“ (Burt Collins). „Mein Erfolg ist das Resultat seiner Genialität“ (Joe Shepley). „Er rettete mich“ (Dave Douglas).

Übungsbuch:
Musical Calisthenics for Brass

Empfohlene Caruso-Lehrer:
Laurie Frink, Sam Burtis, Bob Findley, John McNeil, Charles Raymond, Markus Stockhausen (Anleitung: „The Basic Caruso“)

Wettbewerb:
Carmine Caruso International Jazz Trumpet Solo Competition

Im Internet:
www.carminecaruso.net
www.trumpetherald.com

*****

Die Ameise und der Tausendfüßler

(nach Carmine Caruso)

Eine Ameise und ein Tausendfüßler wohnten im gleichen Haus. Immer wenn der Tausendfüßler hungrig war, jagte er die Ameise: hinauf, hinab, vorwärts, zurück, unters Sofa, quer durchs Wohnzimmer, hinters Bett – unermüdlich, Tag für Tag. Einmal hatte die Ameise eine Idee. Von der sicheren Wohnzimmerlampe herunter rief sie dem Tausendfüßler zu: „Eines will ich dich immer schon fragen, aber du lässt mir ja nie Zeit dazu: Welches deiner Beine bewegst du eigentlich als Erstes?“ Der Tausendfüßler begann nachzudenken – und konnte sich nie mehr rühren.

© 2006, 2009 Hans-Jürgen Schaal


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