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OHRENGLÜCK (33)

Ernst Toch: Solo Piano Pieces

Vor dem I. Weltkrieg ehrte man Ernst Toch (1887-1964) mit einem halben Dutzend großer Klassikpreise. Nach vier Soldatenjahren wurde der Komponist dann aber vom experimentellen, unromantischen Abenteuergeist der 1920er Jahre gepackt. Er begann auch für Rundfunk, mechanisches Klavier oder Sprechchor zu schreiben, wurde ein großer Name in den Neue-Musik-Zirkeln von Berlin und Donaueschingen und half mit, die Tonalität auf spannende Weise zu zerfasern. Zwischen 1923 und 1931 entstanden die sieben Klavierwerke dieser CD. Am Stück gehört, bilden sie eine Abfolge von 48 Miniaturen für Solo-Piano – und eine ist virtuoser und fantastischer als die andere. Nur sieben davon gerieten länger als zwei Minuten – es geht also Schlag auf Schlag. In diesen vitalen, fast grotesken Charakterstückchen verbindet sich große rhythmische Kraft mit freier Polyphonie – sehr verblüffend, immer mitreißend, ansteckend frisch. Die Sätze tragen suggestive Titel wie „Der Jongleur“ oder „Junges Kätzchen“, es überwiegen Spielanweisungen wie „lebhaft“ und „lustig“. Aber auch in den leisen und zarten Momenten berührt Tochs befreite Tonalität auf ganz eigentümliche Weise. Der Komponist emigrierte 1933 und arbeitete später in den Filmmusikstudios von Hollywood. Am Ende seines Lebens nannte er sich „den vergessensten Komponisten des 20. Jahrhunderts“. Einen ersten Schritt, daran etwas zu ändern, macht die junge Wiener Pianistin Anna Magdalena Kokits mit diesem Album. Es sei ihr ein „großes Bedürfnis“, Tochs faszinierende und beeindruckende Musik neu zu beleben. Eine Entdeckung, die begeistert.

Ernst Toch
Solo Piano Pieces
Anna Magdalena Kokits (Klavier)
Capriccio

© 2016, 2024 Hans-Jürgen Schaal


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09.11.2025
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08.11.2025
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