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Leni Stern
Reise ins Abenteuer

Aufgewachsen ist sie in München-Bogenhausen, war das zweite von sieben Geschwistern, fühlte früh den Wunsch auszubrechen, einfach abzuhauen, die Gitarre unterm Arm. Dann durfte sie auf die Schauspiel-Schule, bekam eine Hauptrolle in der Fernsehserie "Goldener Sonntag" mit Hanns Dieter Hüsch und mußte sich entscheiden: Kamera oder Musik. "Ich ging dann versuchsweise nach Berklee, zwei Semester, kam noch einmal zurück, drehte weitere 17 Folgen, und dann beschloß ich: Ich will keine Schauspielerin sein, die ein bißchen Gitarre kann, sondern lieber eine Gitarristin, die sich vor der Kamera auskennt." Die Fernseh-Honorare vom Südfunk Stuttgart ermöglichten den Karriere-Wechsel: das Studium in Boston.

Dort sagte die Studentin aus Deutschland eines Tages zu ihrem Gitarrenlehrer, keinem Geringeren als Bill Frisell, sie wolle unbedingt auch richtigen Südstaaten-Funk lernen. Bill empfahl sie an seinen alten Freund Mike Stern, und dessen Stunden boten nicht nur musikalische Anregung: "Ich war seine am besten angezogene Schülerin. Für ihn habe ich mich immer im Liegen in die engsten Jeans reingequetscht." Ihre vorbildliche Vorbereitung auf den Unterricht wurde schließlich auch belohnt: Aus Magdalena Thora wurde Leni Stern.

"Mike ist der erste, der meine neuen Stücke hört, und ich bin umgekehrt bei seinen Produktionen dabei. Wir kritisieren uns gegenseitig, aber wir gehen musikalisch getrennte Wege. Wir sind stilistisch auch völlig verschieden. Mike ist mehr die Coltrane-Schule, er liebt die 'sheets of sound', Kaskaden von Noten. Ich bin mehr die Miles-Schule: Warten auf den richtigen Augenblick." Seit 1985 nehmen beide Sterns als Bandleader auf: Mike hatte von Anfang an mehr Erfolg, aber Leni bekam die besseren Kritiken. In der von Power-Machos beherrschten Welt der Fusion-Gitarre war Lenis Talent für ruhige Melodien und sparsame Phrasen eine willkommene Erfrischung.

Die besten Noten erhielt ihre vierte Platte, "Closer To The Light" (1989) - eine Art Überlebens-Therapie nach gerade überstandener Krebs-Operation. "Ich habe während der Chemotherapie eisern weiter aufgenommen. Ich wußte ja nicht, ob ich die Krankheit besiegen würde, und sagte zu mir: Spiel schnell noch ein besseres Solo! Das soll nicht das Letzte sein, was ich hinterlasse! Das hat mich wahrscheinlich am Leben gehalten." Und mehr als das: Inzwischen ist Leni Stern bei ihrem 10. Album angelangt, "Recollection" (BSC/Rough Trade) - ein kleiner Karriere-Rückblick, garniert mit fünf brandneuen Stücken, die vor allem ihr neuestes Abenteuer präsentieren: das Singen.

Zusammen mit Larry John McNally, einem Rockmusiker, baut sich Leni Stern seit drei Jahren ein Repertoire an Songs auf, die stilistisch nur schwer einzugrenzen sind. "Die Popmusiker sagen, das ist der totale Jazz. Die Jazzmusiker sagen, das ist ja schon Pop." Durch das Singen, sagt Leni, sei aber auch ihr Gitarrenspiel viel besser geworden: "Es muß einem die Luft ausgehen, damit man das Phrasieren richtig lernt." Die Anerkennung ließ nicht auf sich warten: Seit 1996 erhielt sie dreimal in Folge den Gibson Award als "Best Female Jazz Guitarist".

(c) 1999 Hans-Jürgen Schaal

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